Die Sache mit der Biene und der Blume

Oder: 50 Shades of Grey.

Männer wollen mehr, Frauen anderen Sex. Da lässt sich doch was machen. Oder: 50 Shades of Grey. Der Erfolg. Eine Analyse.

Viele von Ihnen kennen vielleicht die dreiteilige Buch- und Film-Reihe „50 Shades of Grey“ von E. L. James, in der ein reicher, erfolgreicher, hübscher, einsamer und mit vielen frozen feelings (verdrängte Gefühle und Erfahrungen) ausgestatteter Mann mit Hang zu SM und Bondage eine junge, hübsche, ebenfalls einsame, jungfräuliche, unsichere, ihre Integrität suchende und verteidigende Frau trifft, die er ab sofort für sich zu gewinnen versucht. Mit Erfolg, versteht sich. In Teil 3 wird das Paar heiraten. Ein Screwball-Film des 21. Jahrhunderts also.

Was aber macht ein Buch, das vor Klischees nur so strotzt und in die Kategorie Rosamunde Pilcher mit high end Lifestyle fällt, dermaßen erfolgreich?

Nun, die Geschichte über Christian und Anastasia bedient einen Fakt, über den ein emanzipiertes Volk (emanzipiert nach Marx: Zurückführung der menschlichen Welt, der Verhältnisse, auf den Menschen selbst) nur ungern redet: Männliche Führung und Frau sein in der Partnerschaft.

Lassen wir mal die psychischen Muster außen vor. Die Opfer- und Retter-Rollen, die beide aufgrund ihrer emotional missbräuchlichen Kindheit immer wieder einnehmen. Weshalb Christian Schwierigkeiten hat Verehrerinnen abzuweisen beziehungsweise ihnen klare Grenzen zu setzen und offensiv zu seiner Freundin zu stehen, weil er wie ein Verdurstender die mütterliche, jetzt geschlechtsreife, Zuneigung sucht wie ein Baby die Brust der Mutter. Oder Anastasia, die, bei allem Bemühen für ihre Grenzen und Bedürfnisse einzustehen, den rettenden Schutz und die Bestätigung durch den Vater sucht, den sie nie hatte. Entsprechend lässt sie sich zu Beginn der Beziehung viel gefallen – lieber einen schlechten Vater, beziehungsweise Mann, als gar keinen (sie/ er sucht und die Sucht sind nicht umsonst das gleiche Wort). Da wir über die Heilung des inneren Kindes aber schon so oft gesprochen haben:

Betrachten wir heute mal nur den Sex. 

In der Geschichte wird etwas deutlich, was viele Männer und Frauen vermissen: Leidenschaft, Erotik und sexuelle Verführung die im Alltag einen Platz erhält und an der beide regelmäßig gemeinsam Spaß haben.
Wie bekommt man das als Paar, beziehungsweise erobert es sich zurück, wenn es verloren ging?
 
Nehmen wir noch einmal das Bienchen und Blümchen zur Hilfe. Frauen, die, aus wirtschaftlicher und selbstbestimmter Sicht sei Dank, Managerqualitäten deluxe aufweisen, leben mittlerweile einen Großteil des Tages ihren männlichen Anteil aus. Sie sind als Nachfahren der Trümmerfrauen prädestiniert dafür viele Dinge gleichzeitig zu erledigen und ein extrem pragmatisches sowie planungs- und ausführungsorientiertes Muster zu leben. Ihre ruhigere, sanftere, dem Östrogen entsprechende Art, findet in dieser Welt nicht mehr viel Platz – und hat es in der deutschen Kultur auch kaum. Das klappt immer einige Zeit ganz gut, bis der Zusammenbruch kommt.
Ehekräche („die meckert nur an mir rum“ // „nichts macht er ohne Aufforderung“) bis hin zur Scheidung, psychischen und physischen Zusammenbrüchen.

Daneben stehen Männer, die Helden sein müssen, no matter what. Die ihre Frauen retten wollen. Aber wie, wenn Frau alles alleine kann und es keine Mammuts und zum Glück auch immer weniger Gewalt gibt, vor denen Mann sie beschützen kann?

Männer

Männern sausen die Entwicklungen der letzten 100 Jahre um die Ohren und ihnen gegenüber stehen Jahrtausende des Patriarchats. Frauen erhielten das Wahlrecht in Deutschland 1918, ein Konto dürfen sie seit 1962 ohne einen Mann eröffnen, seit 1969 werden Frauen als geschäftsfähig betrachtet, einen Beruf ohne seine Zustimmung können sie seit 1977 ausüben. Heute können sie CEO werden und 2015 erhielten Frauen sogar die politische Bestätigung mit gesetzlicher Verankerung, dass ihr Nein auch im Schlafzimmer rechtlichen Schutz genießt.

Vor lauter lauter halten verwirrte Männer Frauen nicht mehr die Tür auf, tragen nicht mehr die schwersten Taschen die Treppen hinauf und berufen sich darauf, dass Frauen emanzipiert sein wollen und nun bitte mit den Konsequenzen zu leben haben. Frauen verstehen die eigene Freiheit zudem nicht selten als „ich schaffe das alles alleine“. Dabei wäre es wirklich stark zu sagen: „Ich schaffe es alleine, aber mit ihm macht es mehr Spaß!“
 
Außerdem wird nicht selten verkannt: Wer mit einer Frau schlafen will, sollte ihre blumige Seite wertschätzen. Nicht umsonst schenken Männer Frauen Blumen. Ein fauler Brummer wird nicht einfach so bei einer schmucken Blume landen. Und nur weil er vielleicht einige Jahre trotz allem damit zum Ziel kam: Spätestens im verflixten 7. Jahr ist damit meistens Schluss. Und genau aus diesem Grund wurde meiner Meinung nach 50 Shades of Grey ein Erfolg. Ein Mann, der die Führung für die Liebesbeziehung übernimmt und die weibliche Seite seiner Frau anerkennt und feiert. Das fehlt häufig in deutschen Partnerschaften. 

Warum ich die Rolle des Mannes betone? Weil es dem Testosteron entspricht zu führen. Es ist schließlich das Hormon mit dem „Wumms“, wie Hüther immer sagt. Diesmal gilt es eben die Liebesbeziehung durch entsprechende Kommunikation zu führen. Weil Führung das ist, was Männer auf anderen Ebenen sehr gut können, lediglich die Plattform ist nun die der Liebe.

Mann fühlt sich beim Führen sicher (wenn Erwachsene das kleine Jungs auch mal machen lassen und Männer es ihnen vorleben). Es entlastet Frauen und bestätigt sie in ihrer Weiblichkeit, was die weibliche Öffnung erst möglich werden lässt. Und das zusammen eröffnet die Chance auf mehr und anderen Sex (aufregend und dennoch gleichwürdig).
 
Wichtig sind nun nur noch 2 Aspekte. Zum einen, keine Handlung, zu welcher die Story vielleicht inspiriert, darf Sex zur Währung haben. Denn Frau spürt die Absicht und ist verstimmt, wusste schon Goethe. Mann muss es schon ernst meinen und der Frau unabhängig vom eigenen Bedürfnis etwas Gutes tun wollen. Einen Ausdruck von Liebe, nennt man das.

Zum anderen braucht Mann mitunter einen langen Atem. Besonders, wenn er die Blume schon lange nicht mehr mit Lebenswichtigem versorgt hat. Dann muss Mann es langsam angehen lassen und er darf seiner Blume nicht einfach einen Liter Wasser übergießen, drei Düngerstäbchen in die Erde drücken bzw. statt des Restaurants einfach den Sexshop anpeilen oder das Schlafzimmer über’s Wochenende mit Baumarkts Hilfe in eine Folterkammer verwandeln und dann denken, dass das jetzt klappt, mit dem mehr an Sex.
 
Es werden die kleinen, alltäglichen Dinge sein, die zu mehr Entspannung auf der einen (weiblichen) und zu mehr innerer Stabilität weil gelebter Selbstwirksamkeit auf der anderen (männlichen) Seite führen, da große Gesten nun mal auch oft ein Akt der Verzweiflung sind und den Druck nur erhöhen. Manche Frauen entspannt es, wenn der viel arbeitende, eventuell vom schlechten Gewissen geplagte Mann am Wochenende bei den Kindern nicht den Freizeitentertainer mimt, sondern sie ebenfalls zu anständigem Zähneputzen anhält und sich nachhaltig um seine eigene seelische/ physische Gesundheit kümmert. Das alles fällt unter persönliche Verantwortung. Und geht weit über das Geld verdienen hinaus. 

Das ist das 21. Jahrhundert. Das ist Evolution.

 
Mit einer Menge guten Wünsche, Spaß für Ihre Revolution und wie immer Optimismus und bleiben Sie Goldilocks,
 
Ihre
Eva Klein


 
P.s.: Wenn es etwas gibt, das diesen Dingen im Wege steht, unterstütze ich Sie gerne bei der Wurzelbehandlung.

P.p.s.: Es geht ja nicht wirklich um SM in deutschen Schlafzimmern. Genauso wenig wie ein berauschender Abend etwas mit einer Menge Alkohol zu tun hat. 

 

 

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