Kinder, Kinder
Wir alle sind bei Wahlen stimmberechtigt und jeder von uns hat Einflussbereiche, in denen er als Erwachsener Führung übernehmen kann. Deshalb mein Appell in diesem Blogbericht zum Innehalten und aktiven Kreieren. Schritt für Schritt.
Nicht nur weil ich Kinder, die Welt und das Leben liebe, sondern auch, weil ich Mexiko-Stadt und Sao Paulo seit vielen Jahren hautnah erlebe, lege ich Ihnen diesen Bericht über das zur Debatte stehende Freihandelsabkommen aus der ARD Mediathek ans Herz (verfügbar bis min. 24.5.).
Wenn wir nicht aufpassen ereilen uns eben jene Zustände, die wir den nachfolgenden Generationen eigentlich ersparen wollen: Die klaffende Öffnung der sozialen Schere. Der Druck in Schulen und Kindergärten ist auch deshalb so hoch, weil wir immer mehr Konkurrenz fördern und gut heißen. Ohne Rücksicht auf die, die eben nicht an den Entscheider-Tischen sitzen und Unternehmergeist in sich tragen. Die ruhigere Gemüter haben.
Wir lassen Arbeiter aus aller Welt miteinander konkurrieren, wenn es um eine Ausschreibung geht. Dabei wollen alle Eltern selbstverständlich, dass das eigene Kind hier zu den „Gewinnern“ gehört. Was auch immer das für jeden einzelnen bedeutet.
Jetzt kann man natürlich sagen: Ja, deshalb soll mein Kind ja Abitur machen, damit es eben nicht einen Ausbildungsberuf ausüben muss. Aber was, wenn das Kind genau das will? Soll es dann ein Studium absolvieren und in einem der Gewinnerkonzerne arbeiten, weil es aussichtslos geworden ist seinen Traum zu leben? War das unser Ziel als wir sagten: Sie sollen es mal besser haben. Verwirkliche Deine Träume, sei wer Du bist, lebe Dein wahres Ich? Dieser Stress? Sind unsere Kliniken – für Kinder wie auch für Erwachsene – nicht auch deshalb mit Wartelisten ausgestattet?
In C.d.Mexico und Sao Paulo, zwei boomenden Wirtschaftszentren dieser Welt, gibt es nur wenige Viertel, in denen es sich ein Mittelständler unseres Landes erlauben kann, seine schöne Sommerkleidung oder gar seinen Schmuck zu tragen. Es macht keinen Spaß mit bestimmten Blicken, Überfällen und Morden rechnen zu müssen.
Denn: Die breite Masse des Volkes hat nichts mehr zu verlieren. Das wissen auch die Oberen. Shoppen gehen heißt dort, mit dem Helikopter in abgesperrte Zonen zu fliegen. Die Mauern können gar nicht mehr hoch genug sein, um sich zu schützen. Ist das Leben? Ist das lebenswert? Selbst für die sogenannten Gewinner?
Wo sind die Führungskräfte, die gesellschaftliche Verantwortung leben?
Ihren Mitarbeitern Sicherheit geben und somit das Vertrauen der Belegschaft verdienen? Und hier schließt sich der Kreis zu unserer momentanen Situation in Deutschland. Unseren Kindern und Familien.
Denn streiken unsere ErzieherInnen und Bahnbeamte nicht auch für das große Ganze? Kurzfristig sind Streiks für Bahnfahrer, Eltern und gerade Alleinerziehende wirklich nicht leicht. Aber nach zehn Jahren gescheiterten Tarifkonflikten scheinen manche Entscheider nur noch zu verstehen um was es geht, wenn es weh tut. Und das tun Streiks im Idealfall. Zweijahresverträge von Managern und der Hechtsprung zur nächsten Wahl machen es im übrigen nicht leichter, Verantwortungsgefühl von ihnen verlangen zu können.
Die Lokführer haben über 1 Million Überstunden. Sie könnten, nur um diese abzubauen, 1.800 weitere Lokführer einstellen, stellte Herr Ramelow ernüchtert fest.
Und bei den ErzieherInnen? Ich arbeite im Jahr mit rund 250 VertreterInnen dieses Berufsstandes. Die haben sich den Schritt mit der Arbeitsverweigerung nicht leicht gemacht. Aber wenn Sie zwischen 5 und 9 Jahren vergütungsfrei einen Beruf erlernen, der mit zu den am stärksten gesellschaftlich prägenden unserer Zeit gehört, kann es nicht sein, dass sie als Erwerbstätige/r einen Zweitjob benötigen, um bei steigender Inflation ein im Ansatz adäquates Leben führen zu können. Für Frauen in diesen Berufen sieht es bei einer Trennung vom Partner mit den neuen Gesetzen im Scheidungsrecht doppelt düster aus.
Wenn Kinder nach wie vor lernen sollen, wie man mit Schere, Papier, der eigenen Motorik und den aufbrausenden Gefühlen in sich umgeht, braucht es Fachpersonal, das auch als solches behandelt wird. Und ich nenne mit Absicht diese banal klingenden Beispiele statt Chinesisch in der Kita, weil ein Mensch ohne dieses Gefühl für eine Schere, seinen Körper und seine Gefühle, im Alter Entscheidungen trifft, die gegen seine Natur und sein Ich sind. Und sein Gehirn von Stress so blockiert ist, das auch das Chinesisch lernen nicht mehr funktioniert. Wo wir wieder bei den überfüllten Kliniken sind.
Bei den ganzen Aufregungen um die momentanen Streiks ist es mir ein Bedürfnis, dass wir jetzt nicht ruhig bleiben, sondern tun, was in unserem Wirkungsbereich liegt. Es eine großartige Zeit seine Mündigkeit als Bürger zu leben.
Vielen Dank, dass Sie bis hierher gelesen haben. Das war mir ein Anliegen.
Herzlichst,
Ihre Eva Klein